Am Samstag, den 14. Januar 2023, zogen die Illertaler Wasserbätscher gemeinsam mit 49 anderen Zünften durch die Illertisser Innenstadt. Ich hab mich auf das närrische Treiben eingelassen.
Der Fasching hat Vorfahrt
Vor wenigen Tagen ging es los. Um die und in der Innenstadt fanden sich Hinweise darauf, dass dort am 14. Januar nicht geparkt werden durfte. Auch Umleitungsschilder standen schon parat. Ich wunderte mich noch ein wenig darüber, aber als ich dann zur Wochenmitte den Artikel in der Zeitung sah, war der Fall dann klar: Faschinungsumzug!
Da Weihnachten und Silvester für mich gefühlt irgendwie noch gar nicht soweit zurückliegen, stand der Fasching dann doch recht plötzlich vor der Tür, vielleicht auch deshalb, weil ich das Faschingstreiben sonst nicht besonders verfolge. Weil ich aber schon die letzten Faschingsumzüge durch Illertissen verpasst hatte, dachte ich, dass ich mir diesen in diesem Jahr nicht entgehen lassen wollte – denn, wenngleich ich sonst eher ein Faschingsmuffel bin, so fand ich Faschingsumzüge als Kind durchaus faszinierend.
Am Nachmittag ging es für mich in Richtung Innenstadt und kaum hatte ich die Bahngleise erreicht, hörte man auch schon, was an diesem Tag geboten war. Von weit her waren Kuhglocken zu hören und etwas, das ich als Schellen interpretierte. Die ersten Hästräger liefen mir auch schon über den Weg.
Der Faschingsumzug Illertissen beginnt
Ich kam über die Hirschkreuzung in den für den Umzug abgesperrten Bereich. Dort wurde ich mit 4 Euro für den Eintritt zur Kasse gebeten. Ob das für einen Faschinungsumzug nun viel ist oder nicht, kann ich nicht beurteilen, da ich so selten dahingehend unterwegs bin. Für einen Umzug mit 50 beteiligten Gruppen und der am Ende rund 1,5 Stunden dauern sollte, denke ich, dass es schon okay war.
Ein ganzes Stück weit lief ich die Hauptstraße entlang und suchte mir ein Plätzchen etwa auf der Höhe der Buchhandlung Zanker und des Café L’angolo. Mit der Zeit wurde es hier gut voll, wenngleich man auf dem Trottoir immer noch gut durchkam. Was mir ein wenig Sorgen bereitete, war das Wetter, denn der Himmel war grau verhangen und es windete teils auch schon. Zum Glück für alle Beteiligten blieb es trocken!
Relativ pünktlich rollte das Auto vor dem Umzug weg und die ersten Gruppen wanderten vorbei. Das war zunächst etwas surreal und wenn ich mich so umsah, ging es vielen anderen wie mir, denn der Umzug begann irgendwie plötzlich und unverhofft. Entsprechend schwer hatten es die Bergemer Narrenzunft Galgenmale, die Altbacher Neck’r Hexa ond Deifl und die Unteroich’r Keazalälle noch, die Menschen am Wegesrand zu begeistern und mitzureißen, später wurde die ganze Sache dann allerdings deutlich lockerer.
Fasnetsumzug nach schwäbisch-alemannischem Brauch
Wer allzu schrilles, buntes Treiben, pompöse Wagen und politische Statements erwartete, war beim Faschingsumzug in Illertissen an der falschen Stelle. Wie im Vorfeld kommuniziert wurde, handelte es sich bei diesem um einen Fasnetsumzug nach schwäbisch-alemannischen Brauch, was bedeutete, dass dieser Umzug von allerhand Hexen, Geistern und sonstigen furchteinflößenden Wesen beherrscht wurde.
Mir persönlich sagt dies deutlich besser als das bunte Karnevalstreiben zu, das ich hauptsächlich aus dem Fernsehen kenne. Hier hat man das Gefühl, dass das Brauchtum noch eine größere Rolle spielt, insbesondere die Verbundenheit zu den geschichtlichen Wurzeln – aber gut, das ist mein Eindruck als Außenstehender.
Hexe um Hexe und Wesen um Wesen zog nun also vorbei, die Gesichter unter den kunstvoll gefertigten Masken verborgen. Im Programmheft standen neben der nacheinander vorbeiziehenden Zünfte auch deren Rufe und so konnten die Zuschauer hier direkt einsteigen, auch wenn sie nicht mit den einzelnen Zünften vertraut waren. Vom „Was well mer??? – Dreckla well mer!!!“ der Dreckspatzen Klosterbeuren über 3x „Burg – Hexxa“ der Burghexen Kirchberg bis hin zu „‚S wird kalt im Dorf – drum stechad mehr Torf!“ der Torfstecher Waltershofen hörte man vieles die Straßen entlang hallten.
Besonders amüsant wurde es dann, als es irgendwann doch fast ein wenig zu viele Hexen auf einmal wurden und um mich herum das Rätselraten begann, welche Hexe man da nun vor sich hatte. Das ließ vor allem eine Hexe, die fälschlicherweise als Burghexe identifiziert wurde, ganz schön verzweifeln. Die wollte dann auch keinen von uns verschleppen, da hätte sie sich wohl keinen Gefallen getan 😛
Andere verschleppten dann schon die Leute – oder fuhren sie auch mal mit der Schubkarre davon, wie es bei D’Gartazwergla Untereinsingen gehandhabt wurde. Mich selbst hat einer der „bösen Wölfe“ der Berkheimer Erlenwölf erwischt, nachdem ich ein Foto geknipst hatte. Zwei dicke Fahrer Farbe im Gesicht und ein halbes Kilo Konfetti in den Haaren und der Kapuze kostete mich dieses Bild.
Fazit zum Fasnetsumzug in Illertissen
Die Illertaler Wasserbätscher haben sich ganz schön ins Zeug gelegt. Wie weiter oben bereits erwähnt, dauerte der Umzug rund 1,5 Stunden und die Beteiligung von 50 Gruppen spricht schon für sich. Ein wenig unglücklich fand ich, dass der Abstand zwischen manchen Gruppen enorm war. Gerade gegen Ende hin kam so manches Mal die Frage auf: War es das nun oder kommt da noch wer? Da half dann nur der Blick ins Programm, das besagte, dass da eigentlich schon noch wer kommen sollte – und auch tatsächlich kam!
Was auch ein wenig fehlte, war die musikalische Begleitung. Zwar waren Musikgrupen dabei, doch die verteilten sich dermaßen weit über den Umzug, dass lange, lange Zeit einfach gar nichts zu hören war. Da gerade auch die Musik zur Stimmung beiträgt, wunderte es nicht, dass die Zuschauer so lange brauchten, bis sie auftauten.
Glück hatten die Wasserbätscher (und alle anderen) natürlich mit dem Wetter. Kaum war ich zuhause, setzte der Regen ein. Den gesamten Umzug über blieb es trocken. Yay!
Wart ihr auch vor Ort? Und wie hat euch der Umzug gefallen? Lasst mir gerne einen Kommi mit euren Eindrücken da!