Was?! In der Nähe von Illertissen gibt es ein Stonehenge? Cool! Da musste ich einfach mal hin! Was es damit auf sich hat und wie es vor Ort so ist, verrate ich euch an dieser Stelle.
Ja, ich gehe gerne auf Comic Cons, mitten rein in die Massen. Zehntausende, die gleichermaßen durchgeknallt sind wie ich. Doch wenn ich Urlaub mache, dann sprechen mich vor allem die Reiseziele fernab der Massen an. Meist findet man mich dann irgendwo in der Nähe von Steinen. Mein Lieblingsreiseziel Schottland hat mir da schon einige Glücksmomente beschert, seien es die Piktogramme in den Steinen bei Kilmartin, sei es der Ring of Brodgar auf den Orkneys oder sei es mein ganz persönliches Highlight, die Standing Stones of Callanish, in die ich ganz verliebt bin.
Als ich hörte, dass es in der Nähe von Illertissen eine Art Stonehenge geben soll, machte ich mich dahingehend mal schlau und entsprechend lag ein Besuch auch nicht fern. (Trotz zahlreicher England-Besuche habe ich es bislang übrigens noch nicht ans „echte“ Stonehenge geschafft!)
Das Schwäbische Stonehenge
Dank Online-Suche findet man flott heraus, wo sich dieses schwäbische Stonehenge befindet. Der Sonnwendplatz klingt da schon recht vielversprechend und ein Blick auf die Website der Ortschaft Ermingen liefert Aufschluss zu den Hintergründen dieser Steinformation.
1989 beschloss man hier, Bräuche, die bis heute üblich sind, mit den historischen Hintergründen zu verbinden und einen Steinkreis zu erschaffen. Entgegen vieler Steinformationen weltweit ist das Stonehenge von Ermingen also keine Hunderte oder gar Tausende von Jahre also, sondern relativ neu.
Ganz gelegen kam den Ermingern, das damalige ökologische Programm Kulturlandschaft Hochsträß, im Zuge dessen aus dem ehemaligen Grundstück eines Wasserhochbehälters ein Trockenbiotop hervorgehen sollte. Hinzu kam offenbar, dass man außerdem nach einem geeigneten Platz für die traditionellen Funkenfeuer suchte, die in der Ortschaft auch heute noch gepflegt werden – und, wenn ihr denn mal vor Ort wart oder seid, werdet ihr feststellen, dass dieser Ort, der heutige Sonnwendplatz, einfach ideal für einen solchen Brauch geeignet ist.
12 Steine, die die 12 Monate des Jahres symbolisieren, wurden auf diesem hochgelegenen Platz in einem Kreis mit einem Radius von 12 Metern angeordnet. Das weltweit bekannte Stonehenge im Süden Englands und andere Steinkreise dieser Art ahmte man aber nicht nur einfach durch die kreisförmige Anordnung der Steine nach, sondern man orientierte sich durchaus an deren Ausrichtung.
Ausgerichtet sind die Steine sowohl in Nord-Süd-, als auch in Ost-West-Richtung und das Tor, das Teil des Steinkreises ist, wurde ebenfalls basierend auf den Vorbildern aufgestellt. Jeweils zur Sommer- und Wintersonnwende fällt das Sonnenlicht in einem ganz bestimmten Winkel auf ganz bestimmte Punkte im Steinkreis. Cool, oder?
Vor Ort: Das Stonehenge von Schwaben
Gut, der Vergleich mit dem britischen Stonehenge ist wirklich etwas ehrgeizig, denn einen Steinkreis mit den Ausmaßen des englischen Stonehenge darf man in Ermingen bei weitem nicht erwarten. Ein nettes Flecken mit toller Aussicht hingegen schon – und gewiss mit weniger Touristenansturm denn bei anderen Steinformationen.
Der Sonnwendplatz von Ermingen liegt am Ortsrand und ein – etwas versteckter – Parkplatz noch vor Ortseingang bietet eigentlich schon den perfekten Ausgangspunkt, um sich zum Stonehenge von Ermingen aufzumachen. Von dort aus, geht es einfach nur den Berg hoch und zur Linken entdeckt man irgendwann eine freie Fläche, auf der sich die Steine befinden.
Gut, als ich vor Ort war, waren die schon gehörig zugewachsen, aber das ist wohl nicht das ganze Jahr über so. Weshalb die Steine hier errichtet wurden – wie zuvor schon erwähnt – stellt man übrigens spätestens jetzt fest, denn der Blick von hier aus ist einfach herrlich: Gefühlt mitten in der Natur, weit über den Städten und der Hektik des Alltags, von den Autos bekommt man fast nichts mit. Und, ja, das da auf dem Foto sind die Alpen …
Ihr seht schon, ein Besuch lohnt sich durchaus, wobei die Bilder meiner Meinung nach nicht einfangen können, wie es ist, dort oben auf dem Sonnwendplatz zu stehen, die Aussicht zu genießen und sich den Wind um die Nase wehen zu lassen.
Als ich vor Ort war, war außerdem gar nicht viel los. Zweimal kamen Leute an mir vorbei, die hier einen Spaziergang machten, und das bietet sich natürlich an. Wer ein wenig abschalten und dabei die Natur genießen möchte, abseits des Alltagstrubels, findet in der Nähe des Stonehenge von Schwaben Wege, die sich geradezu für einen Spaziergang anbieten.
Über das Ausflugsziel
Ermingen liegt etwa 37 km von Illertissen entfernt. Als Ausflugsziel bietet sich das schwäbische Stonehenge vor allem an, wenn ihr nur einen kleinen Abstecher in die Ruhe und die Natur geplant hahbt, eine kleine Auszeit. Solltet ihr einen Halbtages- oder Tagesausflug planen, empfiehlt es sich, einen Abstecher zum Sonnwendplatz Ermingen mit einem (oder mehreren) anderen Ausflugsziel zu verbinden.
Ein Eintritt fällt nicht an, dafür dürfen abgesehen von dem Parkplatz auch keine Annehmlichkeiten, wie öffentliche WCs, erwartet werden. Da es zum Sonnwendplatz recht steil bergauf geht, sollte man einigermaßen gut zu Fuß unterwegs sein, der Weg, der bis zum schwäbischen Stonehenge führt, ist aber immerhin geteert und entsprechend angenehm zu laufen.