Kurzgeschichte Vöhringen

Ausgegraben: Kurzgeschichte „Spuk in Vöhringen“

von Nicole Saelzle
Veröffentlicht: Zuletzt aktualisiert am

Tief in meiner Festplatte vergraben habe ich noch eine alte Kurzgeschichte über die Region gefunden – und die hat damals sogar etwas gewonnen.

Passt das Datum, mit dem die Datei aktuell versehen ist, dann stammt diese Geschichte aus dem Jahr 2007. Puh! Über 15 Jahre alt! Geschrieben habe ich die damals für einen Kurzgeschichtenwettbewerb, in dessen Mittelpunkt – ihr ahnt es – die Stadt Vöhringen stand. Viel weiß ich über den Kurzgeschichtenwettbewerb nicht mehr, aber zwei kleine Fun Facts habe ich noch auf Lager:

  1. Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet, dass ich mit dieser Geschichte irgendetwas gewinne, da sie schon damals deutlich kindischer als das war, was ich sonst so schrieb – ich sagte zu meiner Mum noch, dass ich einen Besen fresse, wenn doch (mit Essig und Öl ging der schon irgendwie runter).
  2. Tatsächlich hatte ich einen Platz belegt, ich weiß aber nicht mehr welchen, nur, dass ich einen Büchergutschein erhielt. Eines Tages war dann auch ein Bild mit kurzem Bericht in der Zeitung, in dem stand, dass ich zum Fototermin keine Zeit gehabt hätte. Nicht, dass ich mein Foto unbedingt in der Zeitung gebraucht hätte, aber ich wurde halt nie gefragt … LOL

Nun denn … Viel Spaß mit der besagten Kurzgeschichte – mit dem Hinweis, dass ich den Text einfach aus Word rauskopiert und nichts mehr überarbeitet habe. Die ging also 2007 genau so auf Reisen.

Spuk in Vöhringen

Er schreckte auf, mitten in der Nacht; zwei Uhr sieben, laut seinem Wecker.  

Seine Augen gewöhnten sich schnell an die Dunkelheit in seinem Zimmer. Aufmerksam spitzte David die Ohren. Was war das für ein Geräusch gewesen? Nicht gerade vertraut und vor allem deswegen besorgniserregend.

Aus seinem Zimmer kam es jedenfalls nicht, wie er nun feststellte. Sein Puls beschleunigte sich, als ein erneutes Krachen noch mehr Adrenalin durch seinen Körper jagte. Gerade hatte er die Hemmschwelle der Angst überwunden, sich aus dem Bett erhoben und in Richtung Tür aufgemacht, als die Lautstärke des Rumpelns und Krachens zunahm und ihn auf das offene Fenster zuhetzte. Denn sicher war, dass der Lärm weder aus seinem Zimmer, noch aus dem gesamten Haus in dem seine Familie seit kurzem wohnte, kam.

Vorsichtig lugte David aus dem Fenster, unter dem ein wenig abgesenkten Rollo hervor, direkt auf das Haus neben an. Das Haus.

Tim, der erste mit dem er hier in seiner neuen Heimatstadt Vöhringen Bekanntschaft geschlossen hatte, hatte ihn gewarnt. Wenn es ein Haus in Vöhringen gab, vor dem man sich in Acht nehmen musste, dann dieses.

„Warum?“, hatte er ihn gefragt und Tim hatte keine Hemmungen gehabt, ihm die wohl unglaublichste und unwahrscheinlichste Geistergeschichte aufzutischen, die David je gehört hatte.

Der Geist eines Verstorbenen sollte dort angeblich hausen und Leute, die als Mutprobe in das verlassene, verkommene Haus einstiegen, verspeiste.

David hatte die Geschichte lachend abgetan, aber was sich da drüben nun regte, jagte ihm einen eiskalten Schauer über den Rücken, ließ einen Moment lang jede einzelne Zelle in seinem Körper erstarren.

In der einsamen Dunkelheit am Stadtrand von Vöhringen beobachtete er durch das Fenster des verfluchten Hauses, wie im fahlen Mondschein ein Schatten vorbei huschte. Fasziniert und schockiert zugleich beobachtete David das Schauspiel im Spukhaus, folgte mit den Augen dem Schatten und vergaß einen Moment die ganze Umwelt, auch als der Schatten schon längst verschwunden war.

Plötzlich fuhr David erschrocken zusammen, als ein Gesicht vor seinem Fenster auftauchte und ihn ein neugieriges Augenpaar anglotzte. Der Schreck jagte ihn einige Schritte rückwärts durch sein Zimmer und nur Sekundenbruchteile später kapierte er, was eigentlich los war.

Die Figur im Fenster lachte lauthals los, als ihm sämtliche Gesichtszüge entglitten. „Du hättest dein Gesicht sehen sollen!“, gluckste Tim, der auf einer Leiter stand, amüsiert vor sich hin. „Hast du die Geschichte tatsächlich geglaubt?!“

David reckte den Hals, räusperte sich, kam sich ein wenig ertappt vor, gestand dies aber natürlich nicht ein. „Natürlich nicht.“

Einen Moment hingegen hatte er sich jedoch, dem Gedanken hingegeben, ob es nicht doch mehr, als nur eine Geschichte war, was ihn schließlich selbst erheiterte.





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