Mitten in Illertissen steht ein Objekt, das immer wieder für Irritation sorgt. Wer von der Hauptstraße aus auf den Martinsplatz abbiegt, kann unter den Kastanien hindurchschlendern und gemütlich auf den Friedensbrunnen zuspazieren.
Der Friedensbrunnen Illertissen
Der Friedensbrunnen ist noch gar nicht so alt. Inzwischen steht er aber doch schon eine ganze Weile und nach wie vor sorgt er bei vielen für fragende Blicke. Das liegt nicht am Brunnen selbst, sondern daran, dass die Verkehrsführung um den Brunnen herum nicht immer direkt ersichtlich ist. Biege ich direkt davor ab? Ist es ein Kreisverkehr? Viele Fragen haben sich die Illertisser und die Auswärtigen dazu schon gestellt und immer wieder kann man kuriose Abbiegesituationen sehen, sei es nun mit dem Auto oder dem Fahrrad.
Irgendwie findet dann doch jeder seinen Weg am Brunnen vorbei. Eigentlich ist es schade, dass der Brunnen an einem eher ungünstigen Ort liegt, denn nur wenn die Verkehrslage ruhig genug ist, kann man ihn aus der Nähe betrachten. Doch was hat es mit dem Brunnen auf sich, mit dem 2004 ein festliches Jahr begonnen wurde?
Illertissen: Der Frieden von Tussa
Dass an der Stelle, an der heutzutage die Stadt Illertissen liegt, schon lange etwas los ist, ist nachgewiesen. Spuren der Römer wurden hier entdeckt – nicht ungewöhnlich für diese Region, wie etwa auch ein Ausflug nach Kellmünz oder Weißenhorn belegt. Auch in der Steinzeit scheint die Gegend beliebt gewesen zu sein – die Nähe zur Iller war vor Jahrtausenden ein dicker Pluspunkt.
Urkundlich erwähnt wurde Illertissen jedoch erstmals im Jahr 954 n. Chr. Anlass war der sogenannte Frieden von Tussa, der für die Geschichte der Region und sogar Deutschlands nicht ganz unbedeutend war. Der spätere König Otto I. soll seinen erstgeborenen Sohn Liudolf als Nachfolger übergangen haben, weshalb es 953 n. Chr. zum Zerwürfnis zwischen Vater und Sohn kam. Die Lage eskalierte und 954 standen sich Otto und Liudolf an der Iller gegenüber, nachdem letzterer gemeinsam mit Arnulf, einem Sohn des Jahre zuvor verstorbenen Bayernherzogs, Regensburg eingenommen hatte.
Der Bischof Ulrich aus Augsburg und der Bischof Hartbert aus Chur eilten herbei und vermittelten zwischen beiden Parteien. In der Burg zu Tussa kam es zur Versöhnung, ohne die die Geschichte heutzutage vermutlich eine andere wäre.
Aufgrund der Versöhnung schlossen sich die beiden Heere zusammen und trugen im Jahr 955 n. Chr. bei der Schlacht auf dem Lechfeld vor Augsburg zum Sieg über die einfallenden Ungarn bei.
In der im Kloster Marchthal aufbewahrten Urkunde, in der der Frieden zu Tussa beschrieben wird, wird Tussa übrigens als „oppidum, quod dicitur Tussa“ aufgeführt, was für eine befestigte Stadt spricht und nahelegt, dass Tussa damals eine gewisse Wichtigkeit innewohnte. Es gilt aber auch, dass die damals erwähnte Burg Tissen nicht mit unserem heutigen und wesentlich später erbauten Schloss gleichgesetzt werden sollte.
Die 3 P und der Friedensbrunnen
Während dieses Ereignis im Wappen von Illertissen mit den 3 P (Pugnamus Pro Pace – Wir kämpfen für den Frieden) seine Spuren hinterließ, blicken wir heutzutage also auf den Brunnen, in Form einer Brücke, auf der die wichtigsten Teilnehmer dieses Friedens von Tussa zu sehen sind.
In den Wintermonaten ist das Becken des Brunnens abgedeckt. Im Frühjahr kommt die Abdeckung runter und es fließt Wasser von der „Brücke“ runter ins Becken.
Da der Friedensbrunnen von Illertissen sehr zentral in der Stadt steht, sollte er bei jedem Sightseeing-Spaziergang auf der Checkliste stehen.