Illertissen Wappen PPP

Von wegen Papas Pinkelpause! Was die PPP im Illertisser Wappen wirklich bedeuten

von Nicole Saelzle

Ja, das blieb mir aus dem Grundschulunterricht – und der ist nun wirklich schon eine Weile her! – in Erinnerung. Wofür stehen die PPP im Wappen der Stadt Illertissen? Ich verrate es euch.

 

Das Wappen von Illertissen

Das Wappen von Illertissen zeigt einen aufrecht stehenden, goldfarbenen Löwen auf rotem Hintergrund. Über der Mitte liegt ein schwarzes Band auf dem in weißer/silberner Schrift PPP geschrieben steht. Wofür genau diese drei dem Wappen der Familie Vöhlin entstammenden P stehen, ist bis heute tatsächlich nicht ganz geklärt.

In Illertissen werden die PPP im Wappen jedoch als Kurzform der lateinischen Worte Pugnamus pro Pacem gedeutet. Übersetzt heißt dies „Wir kämpfen für den Frieden“.

Man kann darüber streiten, ob damit auch auf den historisch bedeutungsvollen Frieden zu Tussa angespielt wird und dies mag bis zu einem gewissen Grad auf ewig der eigenen Fantasie überlassen sein. Abwegig klingt dies allerdings nicht.

 

Da liegt der Löwe im Pfeffer

Alles andere als weit hergeholt ist jedoch auch eine andere Bedeutung der Vöhlin-PPP nicht, die bis heute im Wappen der Stadt Illertissen erhalten geblieben sind: Piper Peperit Pecuniam bedeutet übersetzt „Der Pfeffer bringt das Geld“ und greift auf, dass die Vöhlin als einst erfolgreichste Patrizierfamilie der Reichsstadt Memmingen, unter anderem mit dem Handel von Gewürzen ihren Reichtum anhäuften.

Das PPP spielt in diesem Zusammenhang allerdings eine noch größere Rolle. Gemäß Aufschwörbuch der Augsburger Domkapitulare (Paul Zetl: Leych- und Lob-Predig Weyland der Frey-, Reichs-, Hoch- und Wohlgebohrnen Frauen, Frauen Catharinae Mariae Vöhlin von Frickenhausen, Körner, Dillingen 1713) leitet Piper Peperit Pecuniam einen Text über den Reichtum, den der Pfeffer brachte, lediglich ein:

Piper Peperit Pecuniam,
Pecunia Peperit Pompam,
Pompa Peperit Pauperiem,
Pauperies Peperit Pietatem.”
Pugnantes pro Pontifice.

Laut Wikipedia-Übersetzung (ja, ich weiß, Wikipedia – aber ich spreche kein Latein – sorry!) steht dies für:

„Der Pfeffer hat das Gold gebracht,
Das hat uns pomphaft reich gemacht,
Das wiederum macht bald uns arm:
Ein Grund zum Frommsein! Gott, erbarm’
Dich unser, die des Kaufmanns Namen
In Ehren tragen wollen. Amen.“
Kämpfer für den Papst

 

PPP: Die Kämpfer für den Papst

Aus dieser letzten Zeile lässt sich übrigens noch eine dritte Bedeutung des PPP ableiten, die immer wieder einmal fällt, wenn man sich in der Geschichte Illertissens so umhört. Demnach steht PPP nicht für Pugnamus pro Pacem, sondern für Pagnantes pro Pontifice.

Die Vöhlin hätten sich somit hinter dem Papst positioniert und entsprechend in der Geschichte auch hinsichtlich der Kirche Stellung bezogen.

 

Wofür stehen die PPP im Illertisser Wappen?

Wenngleich über den historischen Hintergrund der PPP im Illertisser Wappen unter Berücksichtigung der Herleitung aus dem Wappen der Familie Vöhlin gewiss diskutiert werden kann, stehen die PPP im Illertisser Wappen heutzutage für die eingangs erwähnten Worte Pugnamus pro Pacem, was gewiss nicht die schlechteste Wahl ist.

Da die PPP bis heute in weiteren Wappen Bestand haben und somit auch in Kammeltal, Frickenhausen und Ungerhausen zu finden sind, ist es aber gewiss interessant, die Geschichte der Vöhlin im Hinterkopf zu behalten. Dahingehend sollte man deshalb auch die Erklärung des Historikers Walter Braun nicht völlig außer Acht lassen.

Der zweifelte an, dass es sich bei den PPP im Wappen der Vöhlin tatsächlich um Buchstaben handelt (Das Wappen der Memminger Familie Vöhlin. In: „Memminger Geschichtsblätter“ 1970). Immerhin verfügen die P im Wappen über einen L-artigen Strich unten. Stattdessen leitete er den Namen Vöhlin ebenso wie die vermeintlichen P im Wappen deshalb von Veh oder Feh her, wurden die Vöhlin doch auch unter dem Namen Fehlin geführt.

Bei einem Feh handelte es sich um ein silbergraues Eichhörnchen, dessen Pelz, wie der Pelz vieler Kleintiere, einst äußerst kostbar war. Diese Felle wurden als Wappenschmuck unter dem Begriff Feh aneinandergereiht, was im Wappen an eben jene L-Form aus dem Vöhlin-Wappen erinnert. Braun zufolge erscheint es wahrscheinlich, dass die Familie Vöhlin, nachdem sie sich ein sprechendes Wappen verdient oder erkauft hatte, eine solche Reihe von Pelzen in das Band einarbeiten ließ, was minimalisiert zu den drei „P“ mit „Unterstrichen“ geführt hat.

Vermutlich werden wir nie erfahren, ob Braun tatsächlich recht behält – es sei denn entsprechende Dokumente tauchen eines Tages auf oder jemand baut eine Zeitmaschine. Bis dahin kann man mit Pugnamus pro Pacem gut leben …





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