Eigentlich war alles klar. Am 7. Mai sollte es für uns nach Portsmouth gehen. Wir kämen mittags an, würden noch etwas unternehmen, verbrächten den gesamten zweiten Tag in der britischen Küstenstadt und am Abend des dritten Tages ginge es dann mit dem Zug in Richtung Basingstoke zur Comic Con. Easy, oder?
Die Bahn streikt!
Blöderweise flatterte knapp zwei Wochen vor Abflug eine Mail des Anbieters rein, über den wir unsere Züge gebucht hatten, in der wir darauf hingewiesen wurden, dass in England die Bahn streikt … Überall das gleiche, was?
Noch war unser Zug nicht gecancelt, aber uns war die Sache wirklich zu brenzlig. Deshalb buchten wir zusätzlich zum Zug einen Bus. Nicht gerade unsere Lieblingslösung. Knapp sechs Stunden lang müssten wir die Zeit an Heathrow totschlagen, ehe uns der Bus im Zuge einer rund dreistündigen Fahrt nach Portsmouth brächte.
Und es kam natürlich, wie es kommen musste. Wir waren froh darum, den Bus gebucht zu haben (der bis auf den letzten Sitzplatz vollgepackt war) und erhielten einen Refund für den Zug. Nachdem wir an Heathrow zunächst ausgiebig gefrühstückt hatten – oder war es doch schon Mittagessen? – warteten wir also auf den Bus, mit dem wir gegen Abend in Portsmouth ankamen. Da standen wir also an Portsmouth International Port und fragten uns, wie wir dort gelandet waren. Soweit ich mich erinnern kann, wurde uns nur dieser Halt als Option angezeigt – Portsmouth & Southsea wäre jedenfalls die deutlich bessere Option gewesen.
Ein Uber brachte uns – als er dann nach rund 30 Minuten endlich aufgetaucht war – vom beinahe ausgestorbenen International Port ans Hotel. Der Check-in ging zügig, die Leute waren nett und prompt hatten wir die Karte fürs Zimmer, das sich in einem Gebäude auf der anderen Straßenseite befand. Zur Erklärung: Zu dem Hotel gehören mehrere Häuser im selben Viertel, die jeweils nur über wenige Zimmer verfügen.
Unser Zimmer begrüßte uns mit maritimem Charme und dem typisch britischen Langhaarteppich, aber auch das ist – wie Bohnen zum Frühstück – einfach eine Sache der Gewöhnung. Immerhin muss man sagen, dass sowohl das beteppichte Treppenhaus mit seinen schmalen, hohen Stufen mit Fluff-Faktor, als auch das Zimmer sehr gepflegt ausgesehen hatten und der Ekel entsprechend ausblieb. Insgesamt machte die Unterkunft einen sehr gepflegten Eindruck; hier gibt sich jemand sehr, sehr viel Mühe!
Wo ist das Meer?
Müde und hungrig waren wir, denn der Tag war lang. Schon um drei waren wir in Richtung Flughafen München aufgebrochen. Nachts um drei, versteht sich.
Leute, war ich fertig! Zum Glück hatte man uns an der Rezeption freundlich darauf hingewiesen, dass das Hotel über ein Restaurant für Pizza und Pasta und einen Pub verfügte. Wir entschieden uns für Letzteres und hatten so richtig Bock auf Fish and Chips. Zum einen waren wir in England, zum anderen mussten Fish and Chips am Meer doch erst richtig geil schmecken, oder?
Der Pub hatte noch ein Plätzchen für uns und so einen gepflegten Pub hatte ich zuvor nie gesehen. Abgesehen davon, dass der Fußboden nicht klebte und die Theke nicht versaut war war, genoss man hier typisch britische Gerichte in eher gehobenem Ambiente. Jedenfalls für einen Pub. Und, ja, es wurden am Ende die Fish and Chips und die waren richtig gut!
Nachdem wir uns Nemo einverleibt hatten, saßen wir noch ein wenig, ehe wir noch den Versuch unternehmen wollten, ans Meer zu laufen. Weit war es ja eigentlich nicht. Aber wo genau war es denn? Und wieso war da ein Zaun?
Genau! Das Meer war Baustelle. Beziehungsweise der Strand. Was wir nicht wussten, ist, dass man in Portsmouth die Küstenlinie überarbeitet, um besser gegen die Naturgewalten gewappnet zu sein. Das Meer lag also hinter einem blickdichten Bauzaun – aber keine Sorge, wir bekamen es schon noch zu sehen. Nur nicht mehr an diesem Tag. Hatte ich schon erwähnt, dass ich voll fertig war?
Meer? Jetzt aber!
Da wir tags zuvor davon überrascht wurden, doch ein Frühstück inklusive zu haben, ließen wir uns dieses zunächst im Hotel schmecken, dann brachen wir auf. Der Tag war noch sehr, sehr trüb, aber von unseren Plänen, die wir am Abend zuvor geschmiedet hatten, wollten wir uns davon nicht abbringen lassen.
Wir begaben uns also zunächst in Richtung Bauzaun … äh … Meer … und wanderten in Richtung Leuchtturm. Dieser gehört zum Southsea Castle und bei Steinen und alten Gemäuern könnt ihr mich immer haben. Sowas von!
Wir entschieden uns, zunächst ein wenig den Weg entlang zu spazieren, nun, da wir auch das (vom Nebel und Dunst verhangene) Meer sahen und darauf zu warten, dass das Tor öffnet. Der Eintritt zum Castle ist frei und im Prinzip rechnete ich lediglich damit, dass man ein wenig durchspazieren kann und das war es gewesen.
Wenngleich das Southsea Castle nicht riesig ist, so wurde ich dann doch recht positiv überrascht. Nahezu überall konnten wir uns umsehen, auch zu den Befestigungsmauern hoch, von wo aus man einen guten Blick hatte – oder gehabt hätte, wäre die Brühe nicht so dicht gewesen.
Im Castle selbst gibt es ein Café und einen kleinen Shop, jedoch auch eine doch recht ausführliche Ausstellung zur Geschichte der Festung mit einigen beeindruckenden Ausstellungsstücken. Hier hat sich jemand sehr viel Mühe gegeben, die eindrucksvolle Geschichte des Southsea Castle anschaulich darzulegen. Entsprechend hielten wir uns hier vielleicht sogar ein wenig länger auf als gedacht!
Als wir das Southsea Castle hinter uns ließen, begaben wir uns entlang der Küste – unser Ziel war der Spinnaker Tower.
Entlang des Millennium Walkway zum Spinnaker Tower
Wir folgten hierfür dem Millennium Walkway, der mit entsprechenden Steinen im Boden kenntlich gemacht war – das war manchmal gar nicht schlecht. Perfekt ist natürlich, dass der Millennium Walkway weitestgehend an allen an der Küste gelegenen Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbeiführt.
So sahen wir alte Festungstürme und auch die Royal Garrison Church, die dafür bekannt ist, „oben ohne“ zu sein. Diese zu betreten ist zwar grundsätzlich möglich, natürlich war aber genau an dem Tag, an dem wir dort waren ausnahmsweise geschlossen – interessiert hätte mich ein Blick ins Innere ja schon. Hab ich bereits erwähnt, dass ich alte Gemäuer und Steine cool finde?
Jedenfalls setzten wir unseren Weg fort und früher oder später erreichten wir den Spinnaker Tower an den Gunwharf Quays. Auf den Turm gefahren sind wir nicht. Die Fahrt mit dem Aufzug schlägt nämlich (Stand 2024) mit 16,25 Pfund zu Buche. Ganz schön saftig, aber kein Vergleich zu den Eintrittspreisen am Historic Dockyard. Unsere Überlegungen die drei berühmten Schiffe zu besichtigen, die in Portsmouth beheimatet sind, legten wir jedenfalls ganz schnell auf Eis, als wir lasen, dass PRO SCHIFF ein Eintritt von 34 Pfund zu entrichten ist … Ähm, ja, nein, danke. Auch die Jahreskarte für 46 Pfund, um alle Attraktionen zu sehen, fanden wir dann nicht ganz so verführerisch und entschieden uns am nächsten Tag lieber für eine Hafenrundfahrt für 12 Pfund.
Zumindest die Warrior, eines der drei berühmten Schiffe, konnten wir von dort aus hervorragend und ausgiebig in Augenschein nehmen. Nach einer kurzen Auszeit im Hotel zogen wir dann nochmal los, um im Steingarten Fotos zu knipsen. Der war von unserem Hotel aus nur die Straße entlang super zu erreichen und ganz in der Nähe des Strandes, wo wir an diesem Abend auch noch vorbeisahen.
Tag 2 in Portsmouth
Nachdem der erste Tag in Portsmouth dunstig begann, aber herrlich sonnig endete – und wir sogar noch kurz den Strand besuchten – begaben wir uns an Tag 2 auf die Suche nach dem Museum von Portsmouth. Unser Weg führte uns in Teilen wieder entlang des Millennium Walkways, bis wir vor einem herrlich alten Gebäude standen, in dem das Museum untergebracht ist.
Der Eintritt ins Museum ist – wie bei vielen britischen Museen – kostenfrei. Leider waren wir hier recht schnell durch, was vor allem dem Umstand geschuldet war, thematisch nicht ganz das vorgefunden zu haben, was wir gehofft hatten, zu sehen. Ältere Geschichte fasziniert uns beide dann doch etwas mehr als die Entwicklung der Badekultur an den britischen Küsten.
Anschließend führte uns unser Weg zurück an die Gunwharf Quays, wo wir zu Mittag aßen, ehe wir uns für die besagte Hafenrundfahrt entschieden. Die dauerte knapp eine Stunde an und brachte uns an der Warrior sowie gefühlt Dreiviertel der Militärflotte Großbritanniens vorbei.
Nachdem wir anschließend noch ein Weilchen am Strand verbracht hatten – wo es uns bei heftigstem Wind und strahlendem Sonnenschein knusprig brutzelte (super Idee vor einer Con, für die man Photo Shoots gebucht hat!), hieß es dann Gepäck abholen und loszuziehen.
Gegend Abend und viel zu früh brachen wir auf in Richtung Bahnhof, von wo aus unser Zug nach Basingstoke gehen sollte. Ja, der fuhr tatsächlich! Am Bahnhof von Portsmouth (Portsmouth & Southsea) gibt es übrigens überhaupt rein gar nichts und auch die Läden rundherum haben dermaßen früh zugemacht, dass wir Probleme hatten, noch etwas Essbares zu finden, bevor wir losfuhren. Verhungert sind wir dann zum Glück nicht, aber das als kleine Vorwarnung, solltet ihr jemals vorhaben von Portsmouth aus den Zug zu nehmen.
Ab nach Basingstoke
Nun denn, spät am Abend trafen wir in Basingstoke ein und damit endet dieser Bericht zu Portsmouth. Einen Bericht zu Basingstoke wird es nicht geben, da ich von der Stadt selbst nicht viel gesehen hatte. Immerhin fand dort die Basingstoke Comic Con statt, die mich drei Tage lang in Beschlag nahm. Wenn ihr darüber mehr lesen wollt, könnt ihr gerne bei Stargate-Project.de vorbeischauen oder unser Video zum Event schauen. Auf Beyond the Show werde ich dieses Mal hinsichtlich eines Berichts aussetzen, denke ich. Dafür waren wir anschließend noch knapp zwei Tage in London, über die ich vielleicht auch noch einen kurzen Bericht zu Blatt bringen werde 😉
1 Kommentar
Ach, schon hab ich wieder Erinnerungen an Portsmouth im Sinn. Wir waren da 2015 und es war super. Mega gutes Wetter und ich hatte für das Historic Dockyard super-mega-günstige Jahreskarten ergattert. Ich konnte es erst gar nicht glauben und habe sogar meine Kollegin in England angerufen und gebeten sich das Angebot mal anzuschauen. Es war tatsächlich so: 12.50 Pfund für eine Jahreskarte. Da ich die Reise meinem Mann zum Geburtstag geschenkt hatte waren wir zwei Tage im Historic Dockyard. Er kennt nun alle Schiffe mit Vornamen und ich habe die Cafés getestet. High Tea mit Scones im Museumscafé kann ich empfehlen.