Eine Stadtführung in Illertissen – das stand für mich am 7. Mai auf dem Programm und so erlebte ich meine Heimat einmal durch völlig andere Augen.
Leider war ich mit meiner Anmeldung zur letzten Stadtführung unter dem Motto „Lernen Sie Ihre Stadt kennen“ etwas zu langsam, aber mit der Führung im Mai 2022 hatte es dann endlich geklappt. Da ich den Blog ebenfalls unter der Devise eröffnet hatte, meine Heimatstadt besser kennenzulernen, passte das Motto der Führung auch zu gut zu dem, was ich die letzten Monate trieb.
Aber was soll man schon entdecken, erfahren und erleben, wenn man an einer Führung durch die eigene Stadt teilnimmt? Die Frage ist sicherlich berechtigt, denn wer tagtäglich durch die immer selben Straßen fährt oder dieselben Gehwege entlang geht, kennt doch irgendwie schon alles.
Im Rahmen dieser Führung wurden, denke ich, die meisten Teilnehmer eines Besseren belehrt.
Treffen zur Stadtführung am Bahnhof
Die Stadtführung, für die ich mich angemeldet hatte, stand für 14:00 Uhr auf dem Programm. Treffpunkt war der Bahnhof Illertissen. Knapp 30 Leute hatten sich für die Führung eingefunden, die zudem schon die zweite an diesem Tag war. Das allein sagt schon sehr viel darüber aus, auf wie viel Interesse dieses Angebot stößt.
Pünktlich ging es los und weshalb der Bahnhof als Treffpunkt für die Stadtführung ausgewählt wurde, wurde auch schnell klar, denn schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts liegt Illertissen an der Bahnlinie Ulm – Kempten, womit die Bahn seit langem eine große Bedeutung für die Stadt spielt.
Vom Bahnhof aus verschlug es die ganze Gruppe dann erstmal die Hauptstraße entlang, wo sich uns eröffnete, wie sehr sich das Stadtbild von Illertissen einst vom heutigen unterschied. Die gesamte untere Hauptstraße sei einst landwirtschaftliche Fläche gewesen und es hätte nur einen schmalen Weg gegeben, auf dem man zum Bahnhof gelangt war. Die Gebäude, auf die man uns aufmerksam machte, seien deshalb vergleichsweise jung, wenngleich natürlich schön anzusehen, wenn man sich mal die Zeit nimmt, den Kopf zu heben und sie eingehender zu betrachten.
Umso bedauerlicher ist es meiner Meinung nach, dass die Ladenflächen in diesen Gebäuden seit Jahren meist leer stehen oder sich Geschäfte, die sich dann mal einfinden, nicht lange halten.
Illertisser mit Dachschaden
Unterwegs zum Hotel mit Restaurant Illertisser Hof bekamen wir noch deutlich mehr Informationen darüber mit, wie sich das Stadtbild von Illertissen im Lauf der Zeit veränderte – und wie es sich künftig weiter verändern wird. Am Illertisser Hof angekommen, erfuhren wir natürlich auch von den vielen Skeletten, die in der Ulrichstraße vor einigen Jahren gefunden wurden. Um Alemannen hatte es sich hierbei gehandelt, die noch vor den Römern in Illertissen zugegen waren – und von denen eines nun einen gehörigen Dachschaden hat. Die Baggerschaufel hatte die Überreste der betagten Dame während der Bauarbeiten erwischt.
Von den Funden wusste ich. Neu war mir hingegen, dass die Skelette dort noch immer liegen, da in all den Musuemslagerräumen einfach nicht genug Platz sei, um jedes ausgebuddelte Skelett aus allen Himmelsrichtungen einzulagern.
Zum Marktplatz und der Schranne
Anschließend ging es weiter zu verschiedenen Stationen auf dem Marktplatz, zur St.-Martin-Kirche und zur Schranne. Die Kirche konnten wir aufgrund einer Musikprobe zu diesem Zeitpunkt nicht betreten, uns wurden aber dennoch zahlreiche spannende Geschichten mitgeteilt, zur Kirche selbst, aber auch zu den Vöhlin, die die Stadt Illertissen natürlich nachhaltig prägten.
Aber insgesamt muss man anmerken: An jeder Station gab es massenhaft Input zur Geschichte von Illertissen und ebenso zu jüngeren Begebenheiten und aktuellen Entwicklungen, etwa auch zu den Partnerschaften mit Carnac und Elbogen/Loket.
Die Stadtführung durch Illertissen endete schließlich an besagter Historischer Schranne mit Einblicken in die Geschichte dieses tollen Gebäudes, an dem einst ganz gehörig der Zahn der Zeit genagt hatte.
Zum Vöhlinschloss Illertissen ging es übrigens nicht hoch. Eine eigene Führung für dieses wird offenbar wieder angedacht, man hatte allerdings den Eindruck, dass eine Führung durch das Schloss im Anschluss an eine Führung durch die Stadt doch zu viel für einen Termin sei und so gerne ich mehr über das Schloss erfahren möchte, so sehr muss ich dem zustimmen.
Fazit zur Stadtführung in Illertissen
Die Stadtführung in Illertissen mit dem Thema „Lernen Sie Ihre Stadt kennen“ war auch ohne eine Führung durch das Vöhlinschloss eine runde Sache und angenehm geplant. Etwas über 1,5 Stunden waren wir vom Bahnhof bis zur Schranne unterwegs, häufige Zwischenstopps machten die Führung zu einem gemütlichen Spaziergang durch die Stadt.
Ohne dies explizit bemängeln zu wollen, war es schade, dass es manchmal etwas schwer war, den spannenden Geschichten zu lauschen, da gerade entlang der Memminger Straße und der Hauptstraße doch reger Verkehr herrscht und die Lautstärke entsprechend ausfiel. Ein Tourguide-System wäre für solche Führungen vermutlich der Overkill, aber ein Stimmverstärker vielleicht eine Überlegung wert – schließlich sollen die großartig aufgearbeiteten Informationen ja auch gehört werden.
Alles in allem kann ich die Stadtführung in Illertissen allen nur wärmstens empfehlen. Es war ein toller Nachmittag mit tollen Eindrücken aus der eigenen Heimatstadt. Anschließend wird man Illertissen jedenfalls nicht mehr mit denselben Augen sehen, egal, wie lange man hier schon wohnt.
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