Vöhlinschloss Illertissen - Museumstag Illertissen

Museumstag: Illertissen lockte mit dem Vöhlinschloss – und vielem mehr

von Nicole Saelzle
Veröffentlicht: Zuletzt aktualisiert am

Am Internationalen Museumstag war die Auswahl an Angeboten und Aktionen groß, auch in Illertissen und der Region.

Zum Museumstag viel geboten

Mit dem Shuttlebus hatten selbst all jene, die nicht ganz so mobil sind, die Gelegenheiten, die teilnehmenden Museum im Gebiet der ILE relativ einfach zu erreichen. Das Museum Illertissen / das Bienenmuseum Illertissen, das Museum der Gartenkultur Illertissen, der Archäologische Park Kellmünz, das Klostermuseum Roggenburg und das Walderlebniszentrum Roggenburg hatten ihre Pforten am Sonntag, den 15. Mai 2022 von 11 bis 17 Uhr geöffnet und jeweils ein eigenes Programm auf die Beine gestellt.

Während in Kellmünz die Römer unterwegs waren, konnte in Roggenburg der Wald erlebt werden. Auch wurden Einblicke in die Geschichte der beeindruckenden Klosteranlage gewährt, die bis weit über den Landkreis hinaus bekannt ist. In Illertissen öffneten das Bayerische Bienenmuseum und das Museum Illertissen ihre Pforten. Gartenfreunde durften sich über ein ausführliches Programm im Museum der Gartenkultur Illertissen freuen.

Führung durch das Vöhlinschloss

Man hatte also die Qual der Wahl, wo man seinen Sonntag verbringen wollte – natürlich konnte man auch mehreren Museen einen Besuch abstatten. Da ich am Sonntag noch ein paar weitere Dinge vor hatte, musste ich mich auf ein Museum beschränken und ich entschied mich für einen Besuch im Vöhlinschloss in Illertissen. Da ich vor nicht allzu langer Zeit im Bienenmuseum und im Museum Illertissen unterwegs war, stellte mein Hauptanliegen die Führung durch die Schlosskapelle und den Französischen Anbau dar.

Kurz bevor die Führung los ging, trudelten wir (wir waren zu dritt) im Hof des Vöhlinschlosses ein, wo wir zunächst kurz ratlos waren, da wir nicht wussten, ob wir uns irgendwo anmelden mussten oder wo die Führung losgehen sollte. Kurz darauf wurden auch schon alle Interessierten eingesammelt – schade, wir waren leider nur zu fünft! Für uns natürlich einerseits gut, denn die Führung fand dennoch statt, aber andererseits ist es natürlich schade für die Organisatoren, dass das Angebot nur von so wenigen wahrgenommen wurde. Ob zu der Führung um 16 Uhr mehr los war, weiß ich nicht.

Die Schlosskapelle im Vöhlinschloss Illertissen

Los ging die Führung an der Schlosskapelle. Dazu muss ich sagen, dass ich selbst nicht besonders religiös bin und ich hier in diesem Beitrag nicht den religiösen, sondern viel mehr den geschichtlichen und kulturellen Hintergrund in den Vordergrund stellen möchte.

Die Kapelle im Vöhlinschloss ist klein, aber trotzdem schön anzusehen und hinsichtlich ihrer Geschichte auch unglaublich interessant. Da vieles an der Kapelle original erhalten ist, sei das Interesse bei einer Gruppe von Experten, die bedeutende denkmalgeschützte Gebäude erfassen, sogar so groß gewesen, dass sie vor ein paar Jahren ganze zwei Stunden in der kleinen Kapelle verbracht hätten, um jedes Detail aus jedem Blickwinkel zu fotografieren und zu dokumentieren. Im Vergleich zu ihrer Geschichte und den erhaltenen Details sei die Kapelle im Vöhlinschloss für Forscher sogar deutlich interessanter als die Kirche St. Martin in der Innenstadt.

Im Innern der Schlosskapelle finden sich Bilder von allerhand Heiligen, wobei man hier wohl – wie vielerorts – sehr darauf bedacht war, für möglichst viele Berufsgruppen die entsprechenden Heiligen abzubilden. Man wollte das Volk ja auf seiner Seite habe.

Während ein Prager Jesulein hinter Glas aufbewahrt wird, um an die tschechischen Jesuiten-Pfarrer zu erinnern, die auch hier in der Region einst tätig waren, erinnert eine Maria-Statue daran, dass die Schlosskapelle diese bedeutende Figur in den Mittelpunkt stellte. Eine Maria-Statue, die einst wohl im Zentrum des Altars gestanden habe, sei allerdings eines Tages einem Brand zum Opfer gefallen – und das auch nur, weil sie einst an die Stadtkirche ausgeliehen wurde, wo das Feuer ausbrach. Traurig!

Immerhin – auch das beeindruckende Deckengemälde ist der Kapelle erhalten geblieben und natürlich ebenfalls Maria gewidmet. Gezeigt wird, wie Maria in den Himmel aufsteigt und dort von den Engeln und Gott willkommen geheißen wird.

Der Barocksaal im Französischen Anbau

Das Schloss konnte am Museumstag nur teilweise besichtigt werden, denn in einigen Räumen befindet sich heutzutage eine Hochschule, die ihre Räumlichkeiten natürlich abgesperrt hat. Doch der Barocksaal, der sonst für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist, wurde für den Museumstag geöffnet. Hier werden oftmals Hochzeiten und andere Veranstaltungen abgehalten, denn der Raum kann gemietet werden. Für rund 60 bis 80 Personen bietet sich hier Platz, aber am Museumstag spielten natürlich andere Belange als die Belegung eine Rolle.

Der Barocksaal verfügt über gewaltige und vor allem filigran ausgearbeitete Stuckarbeiten, die erst 1996 per Zufall bei Malerarbeiten wiederentdeckt wurde. Wieso? Da Räumlichkeiten wie diese unglaublich teuer zu beheizen sind, zog man einst eine zweite Decke in den Saal ein, weshalb die beeindruckende Decke im Verborgenen lag. Inzwischen wurde diese wiederhergestellt und – da das Thema Hochzeit für den Barocksaal schon seit jeher eine große Rolle spielte – erkennt man darin auch die Tugenden einer Ehe.

Übrigens ist der Ausblick von dort oben fantastisch. Da das Wetter am Museumstag 2022 hervorragend war, konnte man ewig weit sehen und auf meine Frage, ob der Turm „da hinten“ die Schapfenmühle sei, wurde mir dies bestätigt. Zur Einordnung: Die Schapfenmühle liegt über 40 Kilometer vom Vöhlinschloss Illertissen entfernt.

Und was ist mit dem Geheimgang?

Ja! Der Geheimgang! In der Grundschule ging es natürlich auch irgendwann mal zum Schloss hinauf und damals, vor all diesen Jahren, hatten wir ebenfalls eine Führung – nur mangelte es den meisten vermutlich am Interesse an der Geschichte und der Bedeutung dieser Anlage. Ich nehme mich da auch gar nicht aus, denn als Kind konnte ich mit der Geschichte der „ollen Vöhlins“ und dergleichen echt nicht viel anfangen. Aber wenn man was von Geheimgang hört, dann ist das Interesse natürlich gleich mal geweckt.

Nun, als ich den Blog ins Leben rief, tauchte plötzlich die Frage wieder auf: Gab es den Geheimgang eigentlich tatsächlich? Ich vermutete ja schon fast, dass es sich dabei nur um eine Geschichte handelt, eben um die Aufmerksamkeit der Kids zu wecken, aber, nein, den Geheimgang gibt es wirklich.

Von der Kapelle führt er weg, bis ans Eck des Schlosses. Soweit konnte man ihn nachvollziehen. Angeblich soll er noch darüber hinaus führen, doch ob dem tatsächlich so ist und wie weit der Tunnel womöglich führt, ist nicht bekannt und wir werden es vielleicht auch nie erfahren. Schade, aber immerhin hat Illertissen mit diesem Tunnel ein Mysterium, das die Fantasie der Leute vielleicht noch über Jahrzehnte hinweg beschäftigen wird.

Fazit zum Museumstag 2022

Natürlich kann ich nur für den Teil sprechen, den ich in Anspruch genommen habe und dazu kann ich nur sagen „Top“. Die Führung war erneut super interessant und einzig tat es mir leid, dass sich so wenige angeschlossen hatten. Vielleicht sah es um 16 Uhr anders aus, denn nach dem Ende der Führung war auch insgesamt im Schlosshof deutlich mehr los. Das war auch vielleicht der kurz darauf startenden Kinderführung durch das Museum geschuldet oder einfach dem Umstand, dass viele noch gemütlich beim Mittagessen saßen und sich erst später auf den Weg zum Schloss machten.

Auch dieses Mal waren die vielen Informationen zur Geschichte interessant aufbereitetet und im Rahmen der Führung so präsentiert, dass anschließend auch etwas hängen bleibt. So soll es ja im Idealfall auch sein.


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