Glasfaser in Illertissen - Glasfaserausbau - Infoabend - Glasfaserinternet - Glasfaseranschluss

Glasfaser für Illertissen: Infoabend zwischen Teleshopping und US-Wahlkampf

von Nicole Saelzle
Veröffentlicht: Zuletzt aktualisiert am

Geil, Glasfaser kommt nach Illertissen! Das war meine erste Reaktion, als ich von den aktuellen Bemühungen, das Glasfasernetz in der Bienenstadt auszubauen, hörte. Nach dem Infoabend bin ich leider nicht mehr ganz so begeistert.

Ein Leben im Netz

Mein Leben spielt sich in weiten Teilen im Internet ab. Ich kugel morgens aus dem Bett und vor den PC, checke erst mal, welche News ich später schreiben werde, verfasse ein paar Mails, gehe (online) zur Arbeit – nein, nicht pandemiebedingt; ich tat das schon immer. Nach ein paar Stunden Newsschreiben schaue ich, welche weiteren Arbeiten, bei welchen Kunden anliegen und setze mich da ran. Sind für den Tag alle Kunden zufrieden, schreibe ich News für Beyond the Show, einen Blogbeitrag für Illertissen-entdecken.de, rühre in den sozialen Netzwerken die Werbetrommel für meine Projekte oder bilde mich – ebenfalls über das Netz – fort.

Abends schreibe ich dann für Stargate-Project.de, streame eine Serie, zocke über die Xbox (online) oder recherchiere Bilder und Material für mein nächstes Cosplay-Projekt. Ja, ich bin verdammt viel online und beruflich auf (schnelles und zuverlässiges) Internet angewiesen. Entsprechend beobachte ich die neuesten Entwicklungen in dem Bereich mit Interesse. Dass das FTTH-Glasfasernetz nun auch in Illertissen (aus)gebaut werden soll, nahm ich entsprechend zur Kenntnis und entschied mich dazu, am Infoabend vorbeizuschauen.

Die Menschen strömen zum Infoabend

Die Schranne in Illertissen war zum Glasfaser-Infoabend gut besucht – nahezu bis auf den letzten Sitzplatz war alles belegt. Ein paar Leute mussten noch nach oben ausweichen. Das Interesse am Thema Glasfaser in Illertissen ist also gegeben – ich wollte mich einfach generell mal informieren, was hierzu geplant sein könnte und ob ein Glasfaseranschluss theoretisch überhaupt infrage käme.

Das große Interesse stimmte die Veranstalter des Infoabends natürlich positiv. Immerhin gilt:

Damit sich das ganze Unterfangen für das Unternehmen lohnt, müssen 33 % der Haushalte bis zum Stichtag am 29. April 2023 einen Glasfaseranschluss beantragen – und den erhalten sie kostenlos. So heißt es jedenfalls. Verbunden ist der Glasfaseranschluss damit, einen Vertrag über mindestens zwei Jahre mit der Deutschen Glasfaser einzugehen. Statt das Internet über die Telekom, Vodafone oder wie sie alle heißen, zu beziehen, liefert dann also die Deutsche Glasfaser das Internet. Kein 2-Jahres-Vertrag, kein Glasfaseranschluss.

Infoabend oder Verkaufsveranstaltung – das ist hier die Frage …

Schnell mutierte der Infoabend allerdings zur Verkaufsveranstaltung. Klar, die Deutsche Glasfaser ist ein Unternehmen und das Unternehmen will natürlich daran verdienen, dass Stadt für Stadt die Straßen aufgerissen und die eigenen Glasfaseranschlüsse verlegt werden, in Kombination mit dem Abschluss eines Vertrages bei der Deutschen Glasfaser.

Obwohl einige Infos zum geplanten Glasfasernetz für Illertissen durchaus gegeben waren, fühlte ich mich spätestens ab dem Moment, in dem uns die „Gartenstecker“ präsentiert wurden, wahlweise an den US-Wahlkampf mit all seinen kuriosen Auswüchsen oder eine Teleshopping-Sendung erinnert. Es wurde deutlich: Hier wird keine Gelegenheit ausgelassen, um für das Glasfasernetz der Deutschen Glasfaser Werbung zu machen. Oder wie der Herr, der den Vortrag hielt, in etwa meinte: In Illertissen dürfe es künftig kein anderes Thema mehr als Glasfaser geben. Man würde die Illertisser in den nächsten Wochen mit Werbung regelrecht bombardieren, kündigte er an, man solle bei den Nachbarn, in den Vereinen, in WhatsApp-Gruppen, auf Facebook, etc. Werbung machen, damit das FTTH-Glasfaser kommen könne.

Da ich mich für Themen wie Verkaufspsychologie, NLP, Hypnose, etc. interessiere – wenn auch nur hobbymäßig – lief es mir hier schnell eiskalt den Rücken runter, wenngleich uns am Infoabend die Vorzüge des Glasfaserausbaus für Illertissen auch auf subtilere Weise schmackhaft gemacht wurden.

So würde, wer ein modernes, schickes Haus habe, sowieso keine Probleme haben, denn dort würden meist bereits Leerrohre in den Wänden verlaufen, durch die man das im Haus verlaufende Kabel unter Putz verlegen könne. Wie der Aufwand bei alten, weniger schicken Häusern aussieht, darauf ging man nicht ansatzweise ein. Die Bauarbeiten wären natürlich auch kein Ding und sollte es nötig sein, den Vorgarten aufzureißen, um den Anschluss zu verlegen, so würde man den Garten natürlich umso schöner zurücklassen, scherzte der Herr.

Ins Rudern kam der Sprecher schließlich, als Fragen aus dem Publikum gestellt wurden und er feststellen musste, dass sich die Fragesteller teilweise durchaus mit dem Thema auskannten. Da wurde schnell auf einen Beratungstermin verwiesen – oder ein weiteres Mal hervorgehoben, wie wertvoll der Anschluss sei.

Besonders kaltherzig fiel meiner Meinung nach die Antwort auf die Frage einer Dame aus dem Publikum aus, die wissen wollte, was denn mit Häusern alter Leute wäre, die womöglich aufgrund mangelnden Interesses am Internet zumindest zunächst auch kein Interesse an einem Glasfaseranschluss hätten, deren Häuser aber vielleicht später doch ans Glasfasernetz angeschlossen werden sollten. Trocken und recht makaber antwortete er (frei aus dem Gedächtnis): Wer seinen Erben einen Gefallen tun wolle, solle sich für einen Glasfaseranschluss entscheiden. Puh …

Dass man dann die letzten 2-3 Fragen nicht mehr zuließ und man dem Publikum prompt den Rücken zudrehte – womit deutlich wurde, dass man keine Fragen mehr annehmen würde – fand ich persönlich ein wenig merkwürdig, um nicht zu sagen unhöflich.

Ich bin hin und her gerissen

Glasfaser klingt an und für sich nach einer tollen Sache, der „Infoabend“ hat mich allerdings wenig begeistert. Wer etwas verkaufen möchte – mit dem Kunden im Sinn – klärt besagten Kunden über Vor- UND Nachteile auf. Die Vorteile wurden uns zwar überschwänglich angepriesen, von den Nachteilen war keine Rede – auch keine grobe Einordnung, für wen ein FTTH-Glasfaseranschluss überhaupt sinnvoll ist, war gegeben. Laut des Vortrags ist dies einfach für jeden sinnvoll.

Auch auf die Schwachstellen der Glasfaser wurde nicht eingegangen. Hitze, Kälte und elektromagnetische Strahlungen mögen zwar für Glasfaser kein Problem darstellen, dass Glasfaserkabel aber empfindlicher sind, was Beschädigungen angeht, wurde beispielsweise nicht erwähnt.

Das bisher weitestgehende Ausbleiben von Vertragspartnern, zu denen man nach Ablauf der Vertragslaufzeit (zurück)wechseln kann, dürften manch einen abschrecken – bislang konnte man nur Vodafone gewinnen, das sich zu einem späteren Zeitpunkt auf das bestehende Glasfasernetz aufschalten möchte.

Ein etwas ernüchternder Abend

Am Ende trifft natürlich jeder seine eigenen Entscheidungen und dazu ermutige ich – ich möchte mit diesem Post niemanden beeinflussen, sondern lediglich meinen Eindruck vom Infoabend wiedergeben, denn das Thema und die Diskussion darüber sind für Illertissen meiner Meinung nach von großer Bedeutung. Obwohl ich das Thema Glasfaser spannend finde, war ich vor allem von dem Vortrag enttäuscht.

Im Prinzip traf die Stadt Illertissen hier bereits die Entscheidung, mit wem der Glasfaserausbau stattfindet und wer sich dafür entscheidet, bindet sich zwei Jahre lang an ein Unternehmen, das – wie in dieser Branche üblich – nur überleben kann, wenn mit möglichst lautem Marketing möglichst viele Haushalte für einen Anschluss gewonnen werden können. Ich bin kein Fan von diesem Vorgehen und das hat mir der Infoabend – an den ich ursprünglich recht optimistisch und offen ran ging – mal wieder vor Augen geführt.

Gerade weil ich auf das Internet angewiesen bin, überlege ich nun schon zweimal – und ich entschied, dass ich mich nach dem Infoabend auch nochmals ausführlicher online informieren wollte – zum Thema Glasfaser und Zukunftsperspektiven und natürlich dem Unternehmen Deutsche Glasfaser, dem ich somit zwei Jahre lang meine Brötchengrundlage anvertrauen würde.

Wart ihr bei dem Infoabend? Werdet ihr noch einen der Abende in den Ortsteilen besuchen? Oder interessiert euch das Thema Glasfaser ohnehin nicht? Ich bin gespannt, was ihr zu diesem Thema sagt, das in den kommenden Wochen und Monaten vermutlich noch heiß diskutiert werden wird.

 

Bildnachweis: (c) Valentyn Volkov | DepositPhotos.com





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2 Kommentare

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Andreas 30. Januar 2023 - 21:36

Danke Nicole für den quasi Livebericht. Ich erwarte auch noch die Drückerkolonnen, die mehrmals von Tür zu Tür gehen. Interessant wird sein, ob die 33 % je Stadtteil sein müssen oder insgesamt. Der Bürgermeister hat sich ja gegen die Telekom entschieden, sagt er, aber ich glaube, die Telekom wird sicher auch noch anrollen und zumindest der Industrie ein Angebot machen. Wir haben hier ein Mehrfamilienhaus mit Eigentümern und Mietern und angeblich soll der Hausanschluss auch kostenlos kommen, wenn niemand direkt einen Anschluss in der Wohnung haben will, da sind wir mal sehr gespannt.

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Nina 15. April 2023 - 17:30

Nachdem mir meine Nachbarin (natürlich mit Gartenstecker) stolz vom Abschluss erzählt hat und mir den Hinweis – vom Vertreter natürlich – gab, dass die Telekom demnächst (!!!) die Kupferkabel abschaltet und wir dann überhaupt kein Internet mehr haben, bin ich sehr froh auf deinen ehrlichen Bericht gestoßen zu sein. Der Vertreter steckt mit fast wöchentlich Werbung in den Briefkasten, klingelt öfter und hat mir trotz mehrmaligem deutlichem „Nein!“ immer noch keine Ruhe gelassen. Allein dieses Verhalten und die Aussage mit den Kupferleitungen lassen die Firma nicht in gutem Licht stehen!

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